Der Chor
Im Jahre 1855 trafen sich im Gasthof Specht mehrere sangesfrohe Männer aus Allendorf mit dem Ziel einen Gesangverein zu gründen. Der junge Lehrer Ax, der aus Irmgarteichen nach Allendorf gekommen war, wurde als Dirigent gewählt. So fand am 07. Juni 1855 fand der erste Gesangsabend statt. Die Aufgabe, die man sich stellte, war die Pflege des Kirchengesanges, gewiss eine Selbstverständlichkeit für eine Gemeinschaft, die sich die Patronin der Kirchenmusik (Hl. Cäcilia) als Namen wählte. Daneben wollte der Verein auch das deutsche Volksliedlied pflegen und sich, wie man es damals nannte, für die Erhaltung guter Sitten, der Geselligkeit und des Frohsinns einsetzen. Aus Schriftstücken und alten Aufzeichnungen unserer Vorfahren geht hervor, dass der Verein schon früh eine lebhafte Tätigkeit entfaltete. So nahm der MGV Cäcilia schon 1866, im elften Jahr seines Bestehens, am 2. Bundesgesangsfest in Schmallenberg teil. Drei Jahre später war er auf dem 4. Sauerländischen Sängerfest in Meschede vertreten.
Nach dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 entwickelte der Chor besonderes soziale Engagement. Er gab auswärts Konzerte zugunsten notleidender Gemeinden oder studierte Theaterstücke ein, und führten sie zu dem gleichen Zweck auf, unter anderem in Eiringhausen.
Im Jahre 1905 durfte der Verein schon voller Stolz auf ein erfolgreiches 50jähriges Wirken zurückblicken. An diesem Jubiläum konnten noch mehrere alte Gründungsmitglieder teilnehmen.
Einen Tiefpunkt in seiner Entwicklung erlebte der Verein 1927, als man sogar erwog, ihn wegen der allgemeinen Schwierigkeiten, aber auch wegen geringer Beteiligung am aktiven Leben, ruhen zu lassen.
Von 1922 bis 1924 hatte Lehrer Wortmann das Amt des Dirigenten inne. Ihm folgte Lehrer Schuchert aus Amecke.
1928 übernahm dann Anton Freiburg-Senses die Leitung des Chores, und damit begann eine neue Blütezeit des Chores.
Das 75-jährige Bestehen des Vereins am 15. Juni 1930 war ein Höhepunkt im gesanglichen und kulturellen Leben Allendorfs. Zwanzig befreundete Vereine nahmen an dem Freundschaftssingen teil und ehrten so den
zweitältesten Gesangverein des Kreises Arnsberg.
Der 2. Weltkrieg führte, wenn auch nicht sofort bei seinem Ausbruch, zum Erliegen der eigentlichen Vereinsarbeit. Insbesondere vier Jahre, von 1942-1946, ruhte das Vereinsleben.
Doch bemühten sich die Daheimgebliebenen zusammen mit den Angehörigen durch Päckchen an die Front um die Erhaltung des Kontaktes.
Als in Allendorf die schweren Kriegsschäden beseitigt waren, wurde der Verein am 14. März 1946 erneut aktiviert.
Schwer war der Anfang, waren doch neun Sangesbrüder im Krieg gefallen. Auch lastete besonders in den ersten Jahren auf allen die Ungewißheit, ob von den noch Vermißten nicht doch noch der eine oder andere umgekommen sei.
Erster Vorsitzender des Vereins wurde Fritz Droste, der auch schon vor dem Kriege den Verein geführt hatte. Ihm folgte 1950 Johannes Hansknecht, der gleichfalls bereits früher dieses Amt bekleidet hatte.
Dirigent wurde der seit 1928 bewährte Chorleiter Anton Freiburg-Senses. Unter der Führung dieser Männer konnte der Verein, der sich schnell wieder zu einem leistungsfähigen Männerchor entwickelt hatte, am 04. und 05. Juni 1955 das Fest seines hundertjährigen Bestehens glanzvoll feiern. 16 auswärtige Chöre aus den Nachbarorten wirkten durch eigene Liedvorträge bei der Gestaltung des Festtages mit. Ein besonderes Ereignis im Jahre 1955 war die Verleihung der Zelterplakete, die von Bundespräsident Prof. Theodor Heuss gestiftet und an Vereine mit 100jähriger Tradition und kultureller Tätigkeit verliehen wurde. Der Vereinsvorstand nahm am 05. Juni 1955 diese kostbare Trophäe bei der erstmaligen Verleihung in der Kölner Messehalle entgegen.
Das 105-Jährige des Chores wurde am 19.und 20. August 1961 unter großer Beteiligung von auswärtigen Chören gefeiert.
Vom Jahre 1956 bis 1963 wurde der Männerchor vom 1.Vorsitzenden Fritz Freiburg geleitet. Wachablösung erfolgte im Jahre 1964 bis 1970 von Bernhard Cramer jun.
Als Chorleiter konnte nach dem Tode von Anton Freiburg-Senses im Jahre 1960 Franz Bierhoff aus Stockum gewonnen werden, welcher dem Chor bis zum Jahre 1975 mit Erfolg vorstand. Unter seiner Mitwirkung und auf Anregung von Pastor Müller wurde im Jahre 1963 der Frauenchor „Cäcilia“ Allendorf ins Leben gerufen. Der erste gemeinsame Auftritt mit dem Männergesangverein Allendorf erfolgte bereits am 15. September 1962 anläßlich der Konsekration der neuen Allendorfer Kirche durch den damaligen Paderborner Erzbischof Lorenz Kardinal Jäger. Hier wurde die „Plattdeutsche Messe“ und „Jauchzet dem Herrn“ vorgetragen.
Ein unvergessenes Erlebnis bleibt ein Auftritt in Arkel/Holland mit dem Mandolinen- und Gitarrenorchester Stockum und dem Frauen- und Männerchor Allendorf im Jahre 1965 unter der Leitung von Franz Bierhoff.
Seit dieser Zeit bestanden Partnerkontakte zwischen den Chören.
Chorleiter seit dem Jahre 1975 war dann Lothar Schuhenn aus Balve, der für den seiner Zeit erkrankten Franz Bierhoff verpflichtet wurde.
Am 30. und 31. Mai 1980 konnte die Allendorfer „Cäcilia“ ihr 125-jähriges Bestehen feiern. 21 befreundete Chöre waren der Einladung gefolgt, um mit ihren Liedbeiträgen das Jubiläum zu gestalten. Die Meisjes des Holländischen Chores gratulieren mit dem Lied, „Tulpen aus Amsterdam“. Insgesamt waren 970 Sängerinnen und Sänger angereist, um dem Jubiläumsverein zu gratulieren.
Vom Jahre 1970 bis 1990 wurde die Allendorfer Cäcilia vom Vorsitzenden Peter Mimberg geleitet. Für seine Verdienste um den Chorgesang erhielt er die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden.
Sein Nachfolger wurde Franz-Josef Schmidt-Wulfkämper, der dieses Amt 12 Jahre bekleidete.
Im Jahre 2002 übernahm schließlich Helmut Kukulenz den Allendorfer Männerchor als Vorsitzender.
2009 trat der musikalische Leiter Lothar Schuhenn nach über 30jähriger erfolgreicher Tätigkeit in den Ruhestand
Die Allendorfer Chöre (Frauenchor und Männerchor) ernannten ihn einstimmig zu ihrem Ehrenchorleiter.
Als neuer Dirigent wurde Frank Rohrmann aus Affeln verpflichtet, der seither beide Cäcilienchöre leite
2010 nahm der MGV dann erstmals an einem Leistungssingen des Chorverbandes NRW teil. In den Räumen der Wilhelmshöhe Menden konnten Frank Rohrmann und Helmut Kukulenz die Urkunde als „Leistungschor des CVNRW“ in Empfang nehmen.
Ebenfalls 2010 wurde auf Initiative des neuen Chorleiters hin ein „Kleiner Chor“ aus der Taufe gehoben: die Rohrspatzen. Dieser beschäftig sich seitdem vor allem mit modernen und lustigen Stücke.
2011 erfolgte erstmals ein Konzert unter dem Titel „Chor populär- Das große Konzert der kleinen Chöre“.
Moderiert von Wolfgang Mette alias „Cilli Alperscheid“ erlebten die Besucher in der ausverkauften Allendorfer Schützenhalle einen tollen Abend mit dem ersten Auftritt der Rohrspatzen.
2012 übernahm erneut Franz-Josef Schmidt-Wulfkämper den Vorsitz von Helmut Kukulenz.
Ebenfalls 2012 ersang sich der MGV Cäcilia den Titel „Konzertchor des Chorverbandes NRW“. Eine Topleistung wurde in Langenfeld/Rhld. Vielmal mit der Note „Sehr gut“ ausgezeichnet.
2013 erfolgte die zweite Ausgabe von „Chor populär“. Der MGV, der Frauenchor, die Rohrspatzen und weitere Gastchöre bereiteten dem Publikum wieder einen unvergesslichen Abend.
Da der benachbarte MGV Eintracht Endorf leider seinen Tätigkeit einstellen musste, verstärken seit dem Herbst 2013 einige Endorfer den MGV. Sozusagen also AllEndorf…
2014 hielt einen besonderen musikalischen Höhepunkt bereit: im Kulturzentrum Neheim-Hüsten konnte erstmals der Titel „Meisterchor des Chorverbandes NRW“ errungen werden. Chorleiter Frank Rohrmann und Vorsitzender Franz-Josef Schmidt-Wulfkämper nahme die begehrte Urkunde aus den Händen des Chorverbands-Präsidenten Hermann Otto entgegen.
Fest im Jahresprogamm der „Cäcilia Allendorf“ stehen die Mitgestaltung der HL. Messe auf dem Denstenberg beim SGV-Kreuz, Allerheiligen, sowie die Feier auf dem Friedhof am Volkstrauertag. Der Weihnachts-Markt rund um die Kirche, ferner die Mitgestaltung der Christmette, sowie das Festhochamt am „Cäcilienfeiertag“.
Wenn der MGV. „Cäcilia Allendorf“ nunmehr auf ein über 165 jähriges Bestehen zurückblickt, dann dürfen die Leistungen, die in dieser Zeit vollbracht sind, alle Vereinsmitglieder mit Stolz erfüllen. Sie sollen aber zugleich Ansporn sein, auf dem Wege, den schon die Gründer wiesen, tatkräftig foranzuschreiten.